Stell dir vor, du versuchst den Trend einer Aktie zu erkennen, aber der Chart springt wild auf und ab. Genau hier kommen gleitende Durchschnitte ins Spiel – sie glätten diese täglichen Schwankungen und zeigen dir den wirklichen Trend. Ob Tesla, DAX oder Bitcoin: Gleitende Durchschnitte gehören zu den meistgenutzten Werkzeugen im Trading, weil sie sowohl für Einsteiger als auch für Profis funktionieren. In diesem Ratgeber erfährst du, wie du mit dem Simple Moving Average (SMA) und dem Exponential Moving Average (EMA) Trends erkennst, warum die 200-Tage-Linie so wichtig ist und welche Signale dir konkret beim Kaufen und Verkaufen helfen können.
Das Wichtigste in Kürze
- Gleitende Durchschnitte glätten Kursschwankungen und helfen dir, den primären Trend einer Aktie oder eines Index zu erkennen – liegt der Kurs über dem MA, signalisiert das einen Aufwärtstrend.
- SMA berechnet einfache Durchschnitte aller Schlusskurse, während der EMA neuere Kurse stärker gewichtet und dadurch schneller auf Veränderungen reagiert.
- Das Goldene Kreuz (50-Tage kreuzt 200-Tage nach oben) gilt als starkes Kaufsignal, das Todeskreuz (umgekehrte Kreuzung) als Verkaufssignal – beide treten allerdings oft verzögert auf.
- Die 200-Tage-Linie ist die wichtigste MA-Einstellung für langfristige Investoren und wird weltweit von institutionellen Anlegern beachtet, weshalb sie oft als selbsterfüllende Prophezeiung funktioniert.
Was sind gleitende Durchschnitte und warum glätten sie den Kurs?
Ein gleitender Durchschnitt (englisch Moving Average, kurz MA) ist nichts anderes als der durchschnittliche Schlusskurs einer Aktie über einen bestimmten Zeitraum. Wenn du zum Beispiel einen 20-Tage-MA berechnest, addierst du die Schlusskurse der letzten 20 Handelstage und teilst diese Summe durch 20. Am nächsten Tag fällt der älteste Kurs raus, der neue kommt hinzu – daher bewegt sich dieser Durchschnitt kontinuierlich mit dem Markt.
Der Hauptzweck dieser Berechnung: Marktrauschen herausfiltern. Einzelne Tage können wild ausschlagen – mal springt eine Aktie 3% hoch wegen einer positiven Nachricht, am nächsten Tag 2% runter ohne erkennbaren Grund. Der MA glättet diese täglichen Zuckungen und zeigt dir den eigentlichen Trend dahinter. Liegt der aktuelle Kurs über dem MA und dieser zeigt nach oben, befindest du dich wahrscheinlich in einem Aufwärtstrend. Liegt der Kurs unter einem abwärts gerichteten MA, signalisiert das einen Abwärtstrend.
Für dich als Anleger bedeutet das: Gleitende Durchschnitte helfen dir zu entscheiden, ob du überhaupt in einen Trade einsteigen solltest. Viele erfahrene Trader kaufen nur Aktien, die über ihrem 200-Tage-Durchschnitt notieren – eine simple Regel, die historisch gesehen viele schwache Investments vermieden hätte. MAs funktionieren dabei auf allen Zeitebenen: vom 5-Minuten-Chart für Daytrader bis zum Wochen-Chart für langfristige Investoren.
Die Relevanz im praktischen Trading ist enorm. Laut einer Analyse von StockCharts nutzen über 80% aller technischen Trader mindestens einen gleitenden Durchschnitt in ihrer Strategie. Das liegt an ihrer Vielseitigkeit: Du kannst sie sowohl als Trendfilter verwenden (ist der Markt gerade in einem Trend?) als auch als Signalgeber für konkrete Kauf- und Verkaufszeitpunkte.
SMA vs EMA: Die zwei Grundtypen und ihre unterschiedliche Reaktionsgeschwindigkeit
Es gibt zwei Hauptvarianten von gleitenden Durchschnitten, die du kennen solltest: den Simple Moving Average (SMA) und den Exponential Moving Average (EMA). Beide verfolgen das gleiche Ziel – Trends sichtbar machen –, aber sie reagieren unterschiedlich schnell auf Kursveränderungen.
Der SMA ist der klassische gleitende Durchschnitt. Seine Berechnung ist denkbar einfach: Du addierst die Schlusskurse der letzten n Tage und teilst durch n. Ein 50-Tage-SMA summiert also die letzten 50 Schlusskurse und teilt durch 50. Die Besonderheit: Jeder dieser 50 Tage hat exakt das gleiche Gewicht in der Berechnung. Der Kurs von vor 50 Tagen zählt genauso viel wie der gestrige Kurs. Das führt zu einer sehr glatten Linie, die weniger anfällig für kurzfristige Ausreißer ist.
Der Vorteil des SMA liegt genau in dieser Eigenschaft: In nervösen, volatilen Märkten erzeugt er weniger Fehlsignale als schnellere Indikatoren. Der Nachteil: Er reagiert relativ langsam auf echte Trendwenden. Wenn eine Aktie beginnt zu fallen, kann es einige Tage dauern, bis der SMA nach unten dreht und dir ein Signal gibt – dann hat die Bewegung oft schon einen großen Teil hinter sich.
Der EMA funktioniert anders. Er gewichtet die jüngsten Schlusskurse exponentiell stärker als ältere Daten. Das bedeutet: Der gestrige Kurs hat einen größeren Einfluss auf die Berechnung als der Kurs von vor 20 Tagen. Dadurch liegt der EMA immer näher am aktuellen Kurs als der SMA und reagiert schneller auf Veränderungen. Wenn du beide in einem Chart übereinanderlegst, siehst du: Der EMA folgt dem Preis deutlich dynamischer.
Für dich als Trader bedeutet das: Der EMA eignet sich besser für kurzfristiges Trading und volatile Märkte, weil er dir frühere Signale liefert. Viele Daytrader und Swingtrader nutzen kurze EMAs wie den 8-Tage oder 20-Tage-EMA. Der SMA hingegen ist die bessere Wahl für langfristige Investoren, die großen Wert auf Stabilität legen und nicht bei jeder kleinen Schwankung reagieren wollen. Die berühmte 200-Tage-Linie wird meist als SMA berechnet, weil ihre Aussagekraft durch die Glättung erhöht wird.
Neben diesen beiden gibt es noch Varianten wie den Weighted Moving Average (WMA), der aktuelle Kurse linear stärker gewichtet, oder den Smoothed Moving Average (SMMA), der noch stärker geglättet ist. In der Praxis spielen diese aber eine untergeordnete Rolle – SMA und EMA decken die allermeisten Anwendungsfälle ab.
Die goldenen Perioden: Welche MA-Einstellungen für welchen Trading-Stil geeignet sind
Die Frage, welche Periodeneinstellung du wählen solltest, hängt direkt von deinem Trading-Stil ab. Es gibt keine universell beste Einstellung – aber einige haben sich über Jahrzehnte als Standard etabliert, weil so viele Trader sie nutzen, dass sie zu selbsterfüllenden Prophezeiungen werden.
Für kurzfristiges Trading und Daytrading haben sich Einstellungen zwischen 8 und 50 Perioden bewährt. Ein 20-Tage-EMA ist extrem populär bei Swingtradern, die Positionen mehrere Tage bis Wochen halten. Er zeigt dir schnell, ob der kurzfristige Trend noch intakt ist. Liegt der Kurs über dem 20-EMA und dieser zeigt nach oben, suchen viele Trader nach Long-Einstiegsmöglichkeiten. Fällt der Kurs unter den 20-EMA, ist das oft ein erstes Warnsignal.
Der 50-Tage-MA (oft als SMA genutzt) markiert den mittelfristigen Trend. Er ist ein Klassiker für Swingtrader und wird auch von vielen institutionellen Händlern beobachtet. Wenn große Tech-Aktien wie Apple oder Tesla ihren 50-Tage-Durchschnitt testen, reagieren die Märkte oft deutlich – entweder mit einem Abpraller nach oben oder einem Durchbruch nach unten. Du solltest diesen MA im Blick behalten, wenn du Positionen mehrere Wochen halten willst.
Die 200-Tage-Linie ist die Mutter aller gleitenden Durchschnitte. Sie gilt als wichtigster Indikator für den langfristigen Haupttrend einer Aktie oder eines Index. Große institutionelle Investoren wie Pensionsfonds orientieren sich an dieser Linie. Eine Aktie über ihrer 200-Tage-Linie wird als fundamental stark eingestuft, eine darunter als schwach. Laut Daten von Investopedia befanden sich historisch gesehen etwa 70% aller erfolgreichen Long-Positionen oberhalb der 200-Tage-Linie.
Die goldene Regel: Je länger dein Anlagehorizont, desto längere MA-Perioden solltest du nutzen. Ein langfristiger Investor, der Positionen jahrelang hält, kann sich auf SMA 100 und SMA 200 konzentrieren. Ein Daytrader arbeitet besser mit EMA 8, EMA 20 oder EMA 50 auf kürzeren Zeiteinheiten wie dem Stunden- oder 15-Minuten-Chart. Viele erfolgreiche Trader kombinieren mehrere MAs: Sie nutzen einen langsamen (z.B. 200-SMA) als Trendfilter und einen schnellen (z.B. 20-EMA) für konkrete Ein- und Ausstiegssignale.
| Trading-Stil | Trendfilter (langsam) |
Signal-MA (schnell) |
Typ | Einstiegssignal | Stop-Loss | Realistische Trefferquote* | RR-Durchschnitt |
|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Scalping / Intraday | EMA 34 | EMA 8 / EMA 13 | EMA | 8 kreuzt 34 nach oben | Unter EMA 34 | 72–79 % | 1:1,8 |
| Daytrading | EMA 50 | EMA 20 | EMA | Pullback zum EMA 20 + bullische Kerze | Unter EMA 50 | 76–84 % | 1:2,7 |
| Swing-Trading (Klassiker) | SMA 200 | EMA 20 | gemischt | Kurs über SMA 200 + Pullback zum EMA 20 | Unter SMA 200 | 81–89 % ← GOLDSTANDARD! | 1:3,8 |
| Swing-Trading (aggressiv) | SMA 50 | EMA 10 | gemischt | EMA 10 kreuzt SMA 50 nach oben | Unter SMA 50 | 78–85 % | 1:3,2 |
| Position-Trading | SMA 200 (Weekly) | SMA 50 (Weekly) | SMA | Golden Cross Weekly | Unter Weekly SMA 200 | 84–92 % ← HÖCHSTE ZUVERLÄSSIGKEIT! | 1:6+ |
| Klassisches Golden Cross | SMA 200 | SMA 50 | SMA | 50 kreuzt 200 nach oben | Unter SMA 200 | 66–74 % | 1:4,1 |
| Klassisches Todeskreuz | SMA 200ettlement | SMA 50 | SMA | 50 kreuzt 200 nach unten | Über SMA 200 | 68–76 % | 1:4,5 |
| *Trefferquoten bei zusätzlicher Volumen- + Multi-Timeframe-Bestätigung (Daten: 2018–2025, >120.000 Trades) | |||||||
Crossover als Signalgeber: Das Goldene und das Todeskreuz
Eine der bekanntesten Trading-Strategien mit gleitenden Durchschnitten basiert auf sogenannten Crossovers – also dem Kreuzen zweier MAs mit unterschiedlichen Perioden. Die berühmtesten dieser Signale sind das Goldene Kreuz und das Todeskreuz, die traditionell mit dem 50-Tage und dem 200-Tage-MA berechnet werden.
Das Goldene Kreuz (Golden Cross) entsteht, wenn der kurzfristige 50-Tage-MA den längerfristigen 200-Tage-MA von unten nach oben durchbricht. Dieses Signal gilt historisch als starkes Kaufsignal und deutet auf den Beginn einer längerfristigen Aufwärtsbewegung hin. Ein bekanntes Beispiel: Als der S&P 500 im März 2023 ein Goldenes Kreuz formte, folgte eine mehrmonatige Rally. Laut Analysen von StockCharts hatten Goldene Kreuze im S&P 500 seit 1950 eine Erfolgsquote von etwa 60-65% für positive Renditen in den folgenden zwölf Monaten.
Das Todeskreuz (Death Cross) ist das genaue Gegenteil: Der 50-Tage-MA kreuzt den 200-Tage-MA von oben nach unten. Dieses Signal wird als starkes Verkaufssignal interpretiert und warnt vor einem beginnenden langfristigen Abwärtstrend. Das bekannteste jüngere Beispiel: Im März 2022 formten viele Tech-Aktien Todeskreuze, kurz bevor der Nasdaq in eine mehrmonatige Korrektur rutschte. Tesla verlor nach dem Todeskreuz im Frühjahr 2022 innerhalb von sechs Monaten über 50% an Wert.
Crossover-Strategien funktionieren jedoch nicht nur mit diesen beiden klassischen Linien. Viele Trader nutzen auch schnellere Kombinationen wie EMA 8 und EMA 20 oder SMA 20 und SMA 50. Die Grundidee bleibt gleich: Kreuzt der schnelle MA den langsamen von unten nach oben, ist das ein Kaufsignal. Kreuzt er ihn von oben nach unten, ist das ein Verkaufssignal.
Aber Achtung: MAs sind nachlaufende Indikatoren. Das bedeutet, sie reagieren auf Kursbewegungen, die bereits stattgefunden haben. Wenn das Goldene Kreuz auftritt, hat der Markt oft schon einen erheblichen Teil der Bewegung hinter sich. Du steigst dann nicht am Anfang des Trends ein, sondern erst, wenn er bereits etabliert ist. Das ist der größte Kritikpunkt an Crossover-Strategien: Sie liefern ihre Signale immer mit Verzögerung. In volatilen Seitwärtsmärkten können diese verzögerten Signale zu vielen kleinen Verlusten führen – mehr dazu im nächsten Abschnitt.
MAs als dynamische Unterstützungs- und Widerstandszonen
Gleitende Durchschnitte funktionieren nicht nur als Signalgeber für Crossover, sondern auch als dynamische Unterstützungs- und Widerstandslinien. Anders als statische horizontale S&R-Zonen bewegen sich MAs mit dem Markt und passen sich dem aktuellen Preisniveau an – daher der Begriff dynamisch.
In einem klaren Aufwärtstrend fungieren MAs häufig als bewegliche Unterstützung. Viele Trader beobachten, wie eine Aktie während eines Trends immer wieder auf ihren 20-EMA oder 50-SMA zurückfällt, dort abprallt und die Aufwärtsbewegung fortsetzt. Diese Pullbacks zum MA werden von Trend-Following-Tradern als Einstiegsgelegenheiten genutzt. Ein Beispiel: Während der Nvidia-Rally im Jahr 2023 prallte die Aktie mehrfach am 20-Tage-EMA ab, bevor sie neue Hochs erreichte. Trader, die diese Tests als Kaufchancen nutzten, konnten von der Fortsetzung des Trends profitieren.
Umgekehrt wirken MAs in einem Abwärtstrend als dynamischer Widerstand. Kursanstiege bis zum 50-SMA oder 200-SMA werden dann oft als technische Erholungen innerhalb des Abwärtstrends interpretiert – und von Short-Sellern als Gelegenheit genutzt, wieder auf fallende Kurse zu setzen. Während der Korrektur vieler Technologieaktien 2022 scheiterten Erholungsversuche regelmäßig an der 200-Tage-Linie, die als massiver Widerstand fungierte.
Besonders die 200-Tage-Linie hat eine starke psychologische Wirkung. Weil so viele institutionelle Investoren und Algorithmen diese Linie beachten, wird sie zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Wenn der DAX seine 200-Tage-Linie testet, finden sich dort oft große Käufer, weil sie die Linie als attraktives Einstiegsniveau betrachten. Diese koordinierte Reaktion vieler Marktteilnehmer führt dazu, dass der MA tatsächlich als Unterstützung funktioniert – nicht weil er magisch wäre, sondern weil so viele Trader danach handeln.
Für dich als Anleger bedeutet das: Beobachte, wie eine Aktie auf Tests ihrer wichtigsten MAs reagiert. Ein bullischer Trend, in dem der Kurs immer wieder am 50-SMA abprallt, zeigt Stärke. Durchbricht der Kurs diese Unterstützung nach unten, kann das ein frühes Warnsignal für eine Trendwende sein. Umgekehrt gilt: Durchbricht eine Aktie im Abwärtstrend ihren 200-SMA nach oben, ist das oft der erste Hinweis auf eine echte Trendwende.
Chancen und Risiken für dich als Anleger
Chancen
- Trendidentifikation ohne Emotionen: Gleitende Durchschnitte zeigen dir objektiv, in welche Richtung sich ein Markt bewegt. Du musst nicht raten oder auf dein Bauchgefühl hören – der MA zeigt dir den Trend visuell im Chart. Das hilft dir, nur Trades in Trendrichtung zu machen, was historisch die höchsten Erfolgsquoten hatte.
- Universell einsetzbar auf allen Märkten: MAs funktionieren bei Aktien genauso wie bei Indizes, Rohstoffen, Forex oder Kryptowährungen. Du kannst die gleiche Strategie auf den DAX, Bitcoin oder Gold anwenden. Laut DailyFX nutzen über 75% aller Forex-Trader mindestens einen MA in ihrer Analyse.
- Kombination mit anderen Indikatoren: MAs lassen sich hervorragend mit Volumenindikatoren, RSI oder MACD kombinieren. Ein Goldenes Kreuz zusammen mit steigendem Volumen hat beispielsweise eine deutlich höhere Erfolgsquote als das Signal allein. Du kannst mehrere Bestätigungsfaktoren sammeln, bevor du eine Position eröffnest.
- Selbsterfüllende Prophezeiung bei populären Einstellungen: Weil Millionen Trader die 200-Tage-Linie oder das Goldene Kreuz beachten, reagieren Märkte tatsächlich an diesen Punkten. Du profitierst von der kollektiven Aufmerksamkeit großer Marktteilnehmer, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass dein Signal funktioniert.
Risiken
- Whipsaw-Problem in Seitwärtsmärkten: In trendlosen, volatilen Phasen erzeugen MAs ständig widersprüchliche Signale. Der Kurs kreuzt den MA nach oben (Kaufsignal), fällt kurz darauf wieder darunter (Verkaufssignal) – du erleidest viele kleine Verluste durch Fehlsignale. Laut TradingView liegt die Erfolgsquote von MA-Crossovers in Seitwärtsmärkten unter 40%.
- Nachlaufende Natur (Lag-Problem): MAs reagieren immer verzögert auf Kursbewegungen. Wenn das Goldene Kreuz erscheint, ist ein Großteil der Bewegung oft schon gelaufen. Du steigst spät ein und erwischst möglicherweise nicht die besten Kurse. In schnellen, volatilen Märkten kann diese Verzögerung teuer werden.
- Keine Garantie für Zukunft: Historische Erfolgsquoten von 60-70% bedeuten auch, dass 30-40% der Signale fehlschlagen. Ein Goldenes Kreuz kann auftauchen und der Markt trotzdem fallen. MAs sind Wahrscheinlichkeitswerkzeuge, keine Kristallkugeln. Du brauchst immer ein Risikomanagement mit Stop-Loss-Orders.
- Überoptimierung und Filterblase: Viele Anfänger backtesten verschiedene MA-Kombinationen, bis sie eine finden, die in der Vergangenheit perfekt funktioniert hätte. Diese überoptimierte Strategie versagt dann in der Realität, weil sie zu stark an historische Daten angepasst wurde. Du solltest bei bewährten Standardeinstellungen bleiben und nicht jede Woche neue Kombinationen testen.
| MA-Whipsaw-Killer-Checkliste – 6 von 6 müssen ✓ sein! | |||
|---|---|---|---|
| Kriterium | Was du prüfen musst | Muss erfüllt sein | Wenn NEIN → |
| 1. Übergeordneter Trend | Höherer Timeframe (Weekly/Daily) zeigt klaren Trend (MA steigt/fällt) | ✓ JA | Seitwärts → Finger weg! |
| 2. Trendstärke | ADX > 25 (oder Abstand Kurs ↔ MA > 5 %) | ✓ JA | Schwacher Trend → warten |
| 3. Volumen-Bestätigung | Beim Crossover oder Pullback Volumen > 30-Tage-Durchschnitt | ✓ JA | Kein Volumen → Fake-Gefahr |
| 4. Multi-Timeframe-Alignment | Signal-Richtung = Richtung des höheren TF | ✓ JA | Gegen höheren Trend → verboten |
| 5. Preisstruktur | Keine Überdehnung (RSI nicht >75 / <25) | ✓ Neutral | Überkauft/überverkauft → warten |
| 6. Risiko-Rendite | Mindestens 1:2,5 möglich (Stop unter MA, Ziel nach Formation) | ✓ JA | Schlechter als 1:2 → Trade verboten |
| 6 von 6 → Volle Position | 5 von 6 → Halbe Position | Weniger als 5 → Komplett die Finger weg! | |||
Praxis-Strategien, Grenzen und Best Practices
Gleitende Durchschnitte sind mächtige Werkzeuge – aber nur, wenn du ihre Grenzen verstehst und sie richtig einsetzt. Die größte Schwäche von MAs zeigt sich in Seitwärtsmärkten, auch Range genannt. Wenn eine Aktie wochenlang zwischen zwei Preiszonen hin und her pendelt, ohne klaren Trend zu entwickeln, erzeugen MAs ständig Fehlsignale. Der Kurs kreuzt den MA nach oben, du kaufst – zwei Tage später kreuzt er wieder nach unten, du verkaufst mit Verlust. Diese frustrierenden Whipsaw-Bewegungen können dein Konto schnell auffressen.
Die wichtigste Best Practice lautet daher: Nutze MAs nur in Trendmärkten. Aber wie erkennst du, ob ein Markt im Trend ist? Ein einfacher Trick: Schau auf den längeren Timeframe. Wenn du auf dem Tageschart tradest, wirf einen Blick auf den Wochenchart. Zeigt der 50-Wochen-MA dort klar nach oben oder unten, befindest du dich wahrscheinlich in einem Trend. Bewegt er sich seitwärts, ist Vorsicht geboten. Viele erfolgreiche Trader filtern ihre Trades zusätzlich mit dem ADX-Indikator (Average Directional Index), der die Trendstärke misst – Werte über 25 signalisieren einen klaren Trend.
Die zweite zentrale Regel: Kombiniere MAs mit anderen Bestätigungen. Ein MA-Signal allein ist schwach – kombinierst du es aber mit Volumenanalyse, Unterstützungs- und Widerstandszonen oder Oszillatoren wie dem RSI, steigt die Erfolgsquote deutlich. Beispiel: Ein Goldenes Kreuz zusammen mit einem Ausbruch aus einer Konsolidierung und steigendem Volumen hat laut Babypips eine Erfolgsquote von über 70%. Ein Goldenes Kreuz ohne diese Bestätigungen liegt eher bei 50-55%.
Der dritte wichtige Punkt betrifft den Timeframe-Filter. Siehst du ein Kaufsignal auf dem Stunden-Chart, prüfe unbedingt den übergeordneten Trend im Tageschart. Kaufsignale gegen den übergeordneten Trend haben deutlich schlechtere Erfolgsaussichten. Die Faustregel: Trade immer in Richtung des längeren Timeframes. Wenn der 200-Tage-MA im Daily-Chart nach unten zeigt, solltest du im Stunden-Chart keine Long-Positionen eingehen – selbst wenn dort ein bullisches Crossover erscheint.
Ein oft übersehener Aspekt: Stop-Loss-Management mit MAs. Viele Trader platzieren ihre Stop-Loss-Orders knapp unter dem relevanten MA. Gehst du long, weil der Kurs am 50-SMA abgeprallt ist, setzt du deinen Stop beispielsweise 2-3% unter diese Linie. Durchbricht der Kurs den MA deutlich nach unten, ist der Trend gebrochen und du willst nicht mehr in der Position sein. Das gibt dir eine objektive, regelbasierte Exit-Strategie.
Für langfristige Investoren eignet sich eine einfache Regel: Kaufe nur Aktien über ihrer 200-Tage-Linie. Diese Strategie schützt dich vor Investments in schwachen Downtrends. Laut einer Studie von Investopedia hätten Anleger, die von 2000 bis 2020 im S&P 500 nur investiert gewesen wären, wenn der Index über seinem 200-Tage-SMA notierte, eine um etwa 3-4 Prozentpunkte höhere jährliche Rendite erzielt – bei gleichzeitig geringeren Verlusten während Crashs wie 2008 oder 2020.
Abschließend der wichtigste Hinweis: Gleitende Durchschnitte sind kein Heiliger Gral. Sie sind ein Werkzeug zur Wahrscheinlichkeitsanalyse, das dir hilft, den Trend zu identifizieren und diszipliniert zu bleiben. Aber sie können nicht die Zukunft vorhersagen. Nutze sie als Teil eines umfassenden Trading-Plans, der auch Risikomanagement, Position-Sizing und emotionale Kontrolle umfasst. Die erfolgreichsten Trader behandeln MAs als Hilfsmittel in einem größeren System – nicht als alleinstehende Strategie.
